Dr. med. Katrin Bornemann

Fachärztin für Anästhesiologie und spezielle Schmerztherapie

Die Narkose – kein Grund zur Angst

Bei vielen Patienten ist die Angst vor der Narkose größer als die Angst vor der eigentlichen Operation. Wenn man mal tief in sich hineinhört, geht es fast jedem Menschen so.Dies hängt mit eigenen Erlebnissen, oft aber auch mit verunsichernden Berichten in den Medien zusammen. Man wählt einen Operateur oder eine Klinik, legt sein Leben aber in die Hände eines Anästhesisten, den man oft nicht kennt.

Hauptängste sind meist:

  • Angst vor dem „Ausgeliefertsein“ im OP
  • Verlust der "Kontrolle"
  • nicht wieder wach zu werden
  • während der Narkose wach zu sein
  • Angst vor bleibenden Schäden am Nervensystem
  • Angst vor Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen
  • Angst, „sich in andere Hände begeben zu müssen“
  • Angst vor Ärzten, Pflegepersonal und einer Vielzahl von Geräten

Die Lösung des Problems „Angst“ liegt häufig in einem frühzeitigen Aufklärungsgespräch in ruhiger Atmosphäre, das es erlaubt, persönlichen Kontakt und Vertrauen zu dem Anästhesisten zu finden.

Darauf dürfen Sie bestehen!

Hierbei können dann Fragen, Ängste und Probleme erörtert werden. Ziel dieser Anästhesie-Vorbereitungsgesprächs ist es auch, für den Eingriff relevante Vorerkrankungen und Risiken zu erfassen. Dies erlaubt es, eine „maßgeschneiderte“ Anästhesie zu planen.

Anästhesisten sind ein unverzichtbarer Teil des operativen Teams geworden. Ihre Erfahrung und Expertise sichern die wichtigen Funktionen von Atmung und Kreislauf, sorgen für Schmerzbekämpfung während und nach der Operation und für eine sichere, häufig auch messbare Tiefe der Narkose.

Vertrauen Sie uns!

Narkoseformen

Vollnarkose

„Am besten schlafen Sie bei Ihrem Anästhesisten !“

Diese Aussage können Sie wörtlich nehmen, denn nirgendwo „schlafen“ Sie so tief wie bei einer Vollnarkose. Sie werden nach der Narkose aber auch schnell wieder wach und fühlen sich nach ein paar Minuten wieder fit (In Abhängigkeit vom operativen Eingriff !)

Die Narkoseeinleitung geschieht in der Regel über eine im Arm oder auf dem Handrücken liegende Venenverweilkanüle. Sie schlafen sanft ein und werden nach Gabe verschiedener Narkosemittel (gasförmige Narkosemittel und/oder intravenöse Schlafmittel und Schmerzmittel) in einem ruhigen schmerzfreien Schlaf gehalten.

Währenddessen überwacht ihr Narkosearzt Ihre Körperfunktionen (Blutdruck, Puls, Sauerstoffgehalt des Blutes, EKG) und steuert über Dosisanpassungen der Narkosemittel Ihre Narkosetiefe. Der Narkosearzt bleibt die ganze Zeit über bei Ihnen und sorgt für Ihren sicheren Schlaf.

Da der schlafähnliche Zustand sehr tief ist, atmen Sie während der Narkose nicht selbst, sondern werden über im Mund-Rachenraum befindliche Hilfsmittel (Kehlkopfmaske) oder über einen Tubus, der durch die Stimmbänder in die Luftröhre eingeführt wird, vom Narkosearzt beatmet.
Wird die Operation beendet, wird die Zufuhr der Narkosemittel beendet, und nach ein paar Minuten werden Sie „von selbst“ wieder wach. Dies geschieht aufgrund der Umverteilung und des Abbaus der Narkosemittel im Körper.

Die Narkosemittel, die im ambulanten Bereich verabreicht werden zeichnen sich durch eine besonders gute Steuerbarkeit und Verträglichkeit aus. Übelkeit und Erbrechen sind heutzutage daher sehr selten. Daher ist nach der Narkose auch eine frühzeitige Nahrungsaufnahme möglich. Beachten Sie bitte den Anweisungen des Narkosearztes und des Operateurs bezüglich des weiteren Verhaltens nach Ihrem Eingriff Folge zu leisten!

Analgosedierung (Dämmerschlaf)

ist ein schlafähnlicher Zustand, bei dem das Bewusstsein und die Schmerzempfindlichkeit während der Operationszeit gezielt ausgeschaltet wird.

Der Narkosearzt verabreicht dem Patienten über eine Venenverweilkanüle ein schmerzstillendes (Analgesie) und bewusstseindämpfendes (Sedierung) Medikament. Dieses Verfahren kann bei einer Vielzahl von Eingriffen aus unterschiedlichen Fachgebieten der Medizin vorgenommen werden.

Bei chirurgischen Eingriffen wird zusätzlich eine örtliche Betäubung des zu operierenden Bereiches erforderlich. Auch im diagnostischen Bereich bei verschiedenen Untersuchungen ist eine Analgosedierung sinnvoll einzusetzen.

Sie eignet sich besonders für ängstliche und unruhige Patienten, verhindert unerwünschte Angstreaktionen und erleichtert es damit den Operateuren, die Behandlung reibungslos und schmerzfrei durchzuführen. Besonders gute Erfahrungen haben wir mit diesem Verfahren im zahnärztlichen Bereich gemacht.

Ein weiterer Vorteil der Analgosedierung ist die geringe Belastung für Herz- und Kreislauffunktionen. Im Gegensatz zur Vollnarkose kann der Patient auf Ansprache reagieren und atmet selbstständig. Während des Dämmerschlafes findet eine kontinuierliche Überwachung der Herz-, Kreislauf- und Lungenfunktionen mittels EKG, Blutdruckmessung sowie Pulsoxymetrie durch den Narkosearzt statt.

Intravenöse Regionalanästhesie (Betäubung des Armes und der Hand)

Bei Operationen an der Hand bis in Höhe des Ellenbogen bietet sich als elegantes Verfahren zur Betäubung diese Bereiches die sogenannte Intravenöse Regionalanästhesie an.

Hierfür legt man an der betroffenen zu operierenden Hand oder am Unterarm eine Venenverweilkanüle. Danach wird die Hand und der Unterarm, in der Regel bis in Höhe des Ellenbogen, mit einer Gummimanschette stramm ausgewickelt, damit dieser Bereich möglichst blutleer ist.

Um den Oberarm derselben Seite wird parallel eine sogenannte Doppelkammermanschette gewickelt, die recht stark aufgepumpt wird, um zu verhindern, das Blut wieder in den betroffenen Arm strömen kann. Diese Vorgang wird von manchen Patienten als etwas unangenehm empfunden, bis zu einer Stunde aber läßt sich der Druck am Oberarm recht gut aushalten.

Nun werden ca. 40-50 ml eines Lokalanästhetikums in die Venenverweilkanüle gespritzt. Dieses Betäubungsmittel verteilt sich im Gewebe der Hand und des Unterarmes und betäubt diesen Bereich sehr zuverlässig.

Die Betäubung läßt sich beliebig lange aufrechterhalten. Nach dem Beenden der Operation wird der Druck der Oberarmmanschette abgelassen, und nach ca. 10 min beginnt die Betäubung der Hand und des Unterarmes nachzulassen.

Retrobulbäranästhesie (Augapfelbetäubung)

Bei Augenoperationen (Operation des „Grauen Stars“) ist es möglich, die Schmerzempfindung speziell im zu operierenden Gebiet auszuschalten.

Während einer kurzen „Masken-Narkose“ wird eine örtliche Betäubung des Auges vorgenommen: Der Patient schläft für ca. 5 Minuten und spürt den Einstich zur örtlichen Betäubung nicht. Dabei werden mit einer sehr feinen Kanüle ca. 5 ml einer Lokalanästhesielösung um das Auge herum in die Augenhöhle injiziert.